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TEXTE von Barbara Christine Obmann

Wir Menschen sind eingebunden in das Webwerk der Natur, wir sind ein Teil davon. Jeder Einzelne von uns, jeder mit all seinen Individualitäten. Einzigartig, besonders und zauberhaft, genau wie auch Pflanzen, individuell, bei genauer Betrachtung ja tatsächlich wie Kunstwerke erscheinen, in ihrer Gestalt und ihrem individuellen Sein. 

Sieht man eine Blüte oder einen Baum an, so muss man mit großer Demut feststellen, dass die Einzigartigkeit jeder Blüte, jedes Blattes, jedes kleinste Detail des Habitus fast unfassbar, besonders und bestaunenswert ist. 

Betrachten und beobachten wir das Verhalten von Pflanzen, wie sie agieren und auf ihre Umwelt reagieren, so erkennen wir Analogien zu unserem eigenen menschlichen Verhalten. Gefühle leiten, bewegen – Emotionen durchweben unsere menschliche Existenz, und weil wir Menschen, ebenso wie Pflanzen, Teil der Natur sind, leiten Gefühle und Emotionen auch die Existenz von Pflanzen, wie bei allem Lebendigem. Gefühle sorgen für unsere Ausrichtung, sie prägen und initiieren unsere Gedanken. 

Für uns Menschen sind Gefühle aller Art wie Liebe, Glücksgefühle, Trauer, Gefühle des Wohlbefindens, der Überraschung, des Hungers, der Fülle, unsere wahren Beweger. Gefühle und Emotionen leiten uns, veranlassen uns Menschen tätig zu werden, zu handeln, in der Stille zu verweilen oder auch in einer Starre zu versinken. 

Existenzerhaltung ist jene Emotion, die in allen lebendigen Wesen und Individuen, in der gesamten lebendigen Natur die stärksten Antriebskräfte entwickelt. Leben und Überleben, und das nicht als reiner existenzieller Aspekt, sondern geprägt und gefärbt durch Sympathien und einer gewissen Leichtigkeit, das existenzerhaltende Leben zu bestreiten. 

Empfindungen, Gefühle, Emotionen sind die einzige gemeinsame Sprache aller Wesen, aller Lebewesen, aller lebendigen Prozesse – Sprache allen Ausdrucks und allen Seins.

Die Gestalt alles Lebendigen, die Gestalt aller Wesen, aller Pflanzen, der Tiere und von uns Menschen wird durch die Antriebskraft von Emotionen, Gefühlen und Empfindungen initiiert und geprägt. 

Gefühl, Emotion und Empfindung der Pflanzen, zum Beispiel auf ihr Umfeld an Standorten, auf die Nährstoffe des Bodens, wie auch die Sonneneinstrahlung sind verantwortlich für deren Farbe, Form, für die Größe einer Blüte, eines Pilzes, eines Baumes. 

Wie Farbe, Form, Größe und auch ihre Inhaltsstoffe und somit die Heilwirkung von Pflanzen durch deren Emotion geprägt sind, so ist auch ihre Ausrichtung, ihr individueller Lebensweg davon geprägt.

Lebenswege alles Seins verweben sich so zu einem Webwerk der Natur, sie gehen in Resonanz, also in Interaktion aufgrund von Anziehung oder Abweisung. Resonanz der inneren Essenz von Menschen, Pflanzen, Tieren, ja allen Seins, aller lebendigen Prozesse: Die Resonanz der inneren Essenz, der Seelen, bietet und öffnet ein unfassbar bereicherndes, magisches Feld sich gegenseitig unterstützender Kräfte. Lassen wir Menschen uns ein, in Resonanz mit Pflanzen zu gehen, diese wahrzunehmen, so begegnet uns genau zum rechten Zeitpunkt jene Pflanze, deren Wirkung für uns heilsam und nährend ist. 

Wenn wir aufmerksam und achtsam die Natur wahrnehmen, so stellen wir fest, dass darüber hinaus, neben existenzerhaltenden Triebkräften, Sympathien und Resonanzen, Pflanzen auch Gemeinschaft – analog zu uns Menschen – ein Miteinander leben. 

Miteinander, partnerschaftliche und gemeinschaftliche, sich gegenseitig nährende, fördernde wie auch verdrängende, zerstörende Kräfte lassen vielfältige Lebensräume entstehen. So finden wir Birken in Gemeinschaft mit Fliegenpilzen oder auch weißbeerige Misteln in Apfelbaumkronen.

Die in der Natur lebenden Wesen und Existenzen, inklusive uns Menschen, sind nicht dafür geschaffen, allein ohne andere, ohne dieses Webwerk von Kräften, zu existieren. Vielmehr können wir in der Beobachtung der Natur lernen, wie wichtig es ist, Partnerschaft, Gemeinschaft, ein achtsames Miteinander zu leben, gelenkt durch Sympathien, Emotionen und Gefühle. 

In Isolation zu existieren, würde für alles Lebendige den Tod bedeuten, zu vergehen und zu sterben.

Und selbst der Tod, das Vergängliche, ist in der lebendigen Natur ein Prozess, der Same des Neubeginns. Neubeginn aus dem Funken einer Idee, aus einer übergeordneten Sphäre – dem Äther – die Gestalt annimmt. Durch Entwicklung, Sympathien, Gefühle und Emotionen entsteht so ein neuer lebendiger Prozess des Seins. 

LITERATURVERZEICHNIS
Hochmeier Peter, »Der Weg des Sonnenfunkens«
Hochmeier Peter, »Die Bedeutung von Spagyrik und Alchymie in der Naturheilkunde«
Illich Ivan, »In den Flüssen nördlich der Zukunft«
Solomon Robert C., »Gefühle und der Sinn des Lebens«
Weber Andreas, »Alles fühlt: Mensch, Natur und die Revolution der Lebenswissenschaften«